Die Reverse-Schulterarthroplastik ist eine spezielle Endoprothetik-Technik, bei der die normale anatomische Struktur des Schultergelenks bewusst umgekehrt wird. Bei dieser operativen Methode wird die Kugel, die sich normalerweise am Ende des Oberarmknochens (Humerus) befindet, an der Schulterblattseite (Skapula) befestigt, während die Pfanne auf der Skapula an das obere Ende des Oberarmknochens versetzt wird. Dank dieser genialen mechanischen Veränderung zielt die Reverse-Schulterarthroplastik insbesondere bei Patienten mit irreparabel geschädigter Rotatorenmanschette, die den Arm nicht heben können, darauf ab, die Schulterfunktion wiederherzustellen. Vereinfacht gesagt, überträgt sie die Funktion der nicht mehr arbeitsfähigen Muskeln auf den Deltamuskel, den stärksten Muskel der Schulter, und schafft so ein schmerzfreies und funktionelles Gelenk.
| Indikationen |
– Fortgeschrittener Rotatorenmanschettenriss- Schwere Schulterarthrose- Notwendigkeit einer Revisionsoperation- Funktionsverlust nach Fraktur des proximalen Humerus
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| Kontraindikationen |
– Aktive Infektion- Fehlen eines funktionellen Deltamuskels- Schwere neurologische Erkrankungen- Ausgeprägte Gefäßinsuffizienz
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| Operatives Vorgehen |
– Allgemein- oder Regionalanästhesie- Zugang zum Schultergelenk über dorsalen oder deltopektoralen Zugang- Entfernung des Humeruskopfes, Vorbereitung der Glenoidbasis und Einbringen der Prothese- Einsetzen des humeralen Prothesenteils und Herstellung des Prothesengelenks
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| Vorteile |
– Deutliche Schmerzreduktion- Zunahme des funktionellen Bewegungsumfangs- Erhalt der Schulterbewegung auch bei Rotatorenmanschettenrissen
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| Nachteile |
– Andersartiges Bewegungsmuster im Vergleich zur normalen Schulterbiomechanik- Risiko einer Lockerung des Implantats im Langzeitverlauf- Notwendigkeit von Aktivitätseinschränkungen
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| Mögliche Komplikationen |
– Infektion- Schulterluxation- Nervenverletzungen- Lockerung oder Fraktur der Prothese- Hämatom- oder Serombildung
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| Rehabilitation |
– Früher Beginn passiver Bewegungen- Aktive Bewegungen nach 4–6 Wochen- Rückkehr in den Alltag nach etwa 3 Monaten
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| Langzeit-Nachkontrollen | – Radiologische Kontrollen- Funktionelle Beurteilung- Überwachung möglicher Komplikationen |
Prof. Dr. Murat Demirel
Facharzt für Orthopädie und Traumatologie
Orthopädie-Spezialist Prof. Dr. Murat Demirel wurde 1974 in Ankara geboren. Er absolvierte seine Grundschulausbildung an der Ankara Kavaklıdere Grundschule und seine weiterführende Ausbildung an der Ankara Atatürk Anatolian High School. Dr. Demirel schloss sein Medizinstudium an der Medizinischen Fakultät der Universität Ankara im Jahr 1998 ab und absolvierte seine Facharztausbildung in Orthopädie und Traumatologie im Jahr 2004 an der 1. Orthopädie- und Traumatologieklinik des Ankara Numune Ausbildungs- und Forschungskrankenhauses.
Promotion
Institut für Gesundheitswissenschaften der Universität Ankara
Facharztausbildung
Ankara Numune Ausbildungs- und Forschungskrankenhaus, 1. Orthopädieklinik
Medizinische Ausbildung
Medizinische Fakultät der Universität Ankara
Yazı İçeriği
Was ist eine Reverse-Schulterarthroplastik und was bedeutet ihr Unterschied zu einer normalen Prothese?
Wir können uns das Schultergelenk als einen einfachen Mechanismus aus Kugel und Pfanne vorstellen. Der Kopf unseres Oberarmknochens (Humerus) wirkt wie eine Kugel und fügt sich in eine flache Pfanne (Glenoid) am Schulterblatt (Skapula) ein. Die wichtigste Struktur, die dieses Gelenk zusammenhält und den enormen Bewegungsumfang unseres Arms ermöglicht, ist eine Gruppe von Muskeln und Sehnen, die als „Rotatorenmanschette“ bezeichnet wird. Diese Muskeln erlauben uns nicht nur, den Arm zu heben und zu drehen, sondern stabilisieren die Kugel gleichzeitig während der Bewegung in der Pfanne.
Was passiert also, wenn diese stabilisierenden Muskeln durch langfristigen Verschleiß oder ein schweres Trauma vollständig funktionsunfähig werden? In solchen Fällen wird die Schultermotorik gestört. Beim Versuch, den Arm zu heben, drückt der Deltamuskel, der stärkste Schultermuskel an der Außenseite der Schulter, die Kugel unkontrolliert nach oben, anstatt sie in der Pfanne zu drehen. Dies führt zu unerträglichen Schmerzen und zu einem Zustand, den wir „Pseudoparalyse“ nennen, bei dem der Betroffene den Arm nicht mehr aktiv heben kann. Für diese Patienten ist eine normale (anatomische) Schulterprothese keine Lösung, da anatomische Prothesen die natürliche Schulter nachahmen und eine intakte Rotatorenmanschette für ihre Funktion benötigen.
Genau hier setzt die Reverse-Schulterarthroplastik an und löst das Problem aus einem völlig anderen Blickwinkel. Statt die Anatomie zu imitieren, rekonstruiert diese Prothese die Mechanik der Schulter neu. Das Grundprinzip besteht darin, das Rotationszentrum des Gelenks so zu verändern, dass der Deltamuskel zur Hauptantriebskraft beim Heben des Arms wird. Dies wird mit zwei grundlegenden Veränderungen erreicht:
Die Kugel und die Pfanne tauschen die Plätze: Eine Metallkugel (Glenosphäre) wird auf der Glenoidseite der Skapula befestigt, während eine aus Polyethylen bestehende Pfanne, die exakt zu dieser Kugel passt, am oberen Ende des Humerus angebracht wird.
Der Deltamuskel übernimmt die Hauptrolle: Das Rotationszentrum des Gelenks wird nach innen und unten verlagert. Diese mechanische Anpassung verändert den Zugwinkel des Deltamuskels. Statt die Kugel unkontrolliert nach oben zu drücken, rotiert und hebt der Deltamuskel den Arm jetzt effizient um die neue, stabile Kugel. Die halbgeführte Konstruktion der Prothese sorgt zusätzlich für Stabilität und verhindert ein ungewolltes Hochgleiten des Humerus.
Zusammengefasst gilt: Während eine anatomische Schulterprothese versucht, ein Gelenk mit intakter Muskulatur, aber geschädigtem Knorpel zu „reparieren“, verfolgt eine Reverse-Schulterprothese das Ziel, in einer Schulter mit ausgefallener Muskulatur ein „neues funktionelles System“ zu schaffen. So können Patienten, die ihren Arm zuvor kaum oder gar nicht nutzen konnten, wieder Funktion und Selbstständigkeit zurückgewinnen.
Wer kommt für eine Reverse-Schulterarthroplastik in Frage?
Die Reverse-Schulterarthroplastik ist keineswegs für jede Art von Schulterbeschwerden geeignet. Der entscheidende Schritt für ein gutes Ergebnis ist die korrekte Patientenauswahl. Die wichtigsten Krankheitsbilder, bei denen diese Operation die Lebensqualität deutlich verbessern kann, sind:
- Fortgeschrittene Arthrose aufgrund eines Rotatorenmanschettenrisses (Cuff-Tear-Arthropathie)
- Komplexe Schulterfrakturen bei älteren Patienten, die mit anderen Methoden nicht adäquat versorgt werden können
- Versagen früherer Schulterprothesen oder Frakturoperationen
- Unfähigkeit, den Arm trotz fehlender Arthrose aufgrund massiver Sehnenrisse (Pseudoparalyse) zu heben
- Ausgeprägter Knochendefekt an der Glenoidseite, der eine anatomische Prothese verhindert
- Schwere kombinierte Schädigung von Muskulatur und Gelenk, zum Beispiel bei rheumatoider Arthritis
- Wiederherstellung der Funktion und Defektauffüllung nach Tumorresektion im Schulterbereich
Darüber hinaus müssen bestimmte Grundvoraussetzungen erfüllt sein, damit diese Operation durchgeführt werden kann. Der Erfolg dieses Eingriffs hängt maßgeblich von einem funktionierenden Deltamuskel ab. Eine dauerhafte Schädigung des Deltamuskels oder des ihn versorgenden N. axillaris ist daher eine absolute Kontraindikation. Ebenso ist ausreichend gesunder Knochen erforderlich, um die Prothesenkomponenten sicher in der Skapula zu verankern. Das Vorliegen einer aktiven Infektion im Körper oder speziell im Schultergelenk stellt – wie bei allen Prothesenoperationen – ebenfalls eine absolute Kontraindikation dar.
Worin unterscheiden sich die verschiedenen Designs der Reverse-Schulterprothese?
Die erste Version der Reverse-Schulterprothese (Grammont-Design) war in der Schulterchirurgie ein revolutionärer Schritt, zeigte aber im Laufe der Zeit bestimmte Schwächen. Die bekanntesten Probleme dieses Designs waren das sogenannte „Scapular Notching“ (Knochenerosion am Rand der Skapula durch Kontakt mit der Prothese) und eine teils ausgeprägte Einschränkung der Außenrotation des Arms. Der Wunsch, diese Nachteile zu überwinden, führte zu einer kontinuierlichen Weiterentwicklung der Prothesendesigns.
Moderne Designs lassen sich grob in zwei Philosophien einteilen: medialisierte und lateralisierte Systeme. Man kann es mit der Wahl zwischen verschiedenen Automodellen vergleichen – jedes hat seine eigenen Stärken und möglichen Nachteile, und die Auswahl richtet sich nach den Bedürfnissen des Patienten.
- Klassisches medialisiertes Design (traditioneller Ansatz):
Dieses ursprüngliche Design verlegte das Rotationszentrum des Gelenks nach medial, um die Scherkräfte auf die Glenoidbasisplatte zu verringern. Es bietet eine stabile Verankerung, insbesondere bei Patienten mit schlechter Knochenqualität und höherem Lockerungsrisiko. Wie ein robustes Nutzfahrzeug legt es den Schwerpunkt auf Stabilität und Haltbarkeit. Demgegenüber stehen jedoch Nachteile wie ein erhöhtes Risiko für Scapular Notching und eingeschränkte Rotationsbewegungen.
- Moderne lateralisierte Designs (innovativer Ansatz):
Diese neueren Systeme versuchen, die Schwächen des klassischen Stils auszugleichen, indem sie das Rotationszentrum des Gelenks leicht nach außen (lateral) verlagern. Dadurch entsteht mehr Abstand, um Notching zu reduzieren, und die Spannung der Weichteile verbessert sich, was insbesondere die Außenrotation deutlich fördert. Vergleichbar mit einem Sportwagen bieten diese Systeme mehr Beweglichkeit. Allerdings führt die Lateralisierung auch zu höheren mechanischen Belastungen der Schrauben und kann das Risiko einer Lockerung oder von Stressfrakturen am Akromion leicht erhöhen.
Letztlich gibt es nicht das eine „beste“ Design. Der Operateur passt die Wahl an Alter, Knochenqualität, Aktivitätsniveau und Anatomie des Patienten an – ähnlich wie ein maßgeschneiderter Anzug. Bei fragiler Knochenstruktur kann ein medialisiertes Design geeigneter sein, während lateralisierte Systeme bei jüngeren, aktiveren Patienten eine bessere Beweglichkeit ermöglichen können.
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Wie wird sich mein Leben nach einer Reverse-Schulterarthroplastik verändern und was kann ich erwarten?
Die unmittelbarste und auffälligste Veränderung für Patienten nach einer Reverse-Schulterarthroplastik ist meist das Verschwinden der chronischen Schmerzen, die unter Umständen seit Jahren bestehen. Viele Patienten berichten, dass der postoperative Operationsschmerz im Vergleich zu den unerträglichen Arthroseschmerzen vor dem Eingriff deutlich leichter zu ertragen ist. Schon diese dramatische Schmerzreduktion verbessert die Lebensqualität entscheidend.
Neben der Schmerzlinderung ist das Wiedererlangen der Funktion der größte Gewinn. Für jemanden, der zuvor sein Glas nicht zum Mund führen, die Haare nicht kämmen oder keinen Gegenstand aus dem Regal nehmen konnte, bedeutet die Fähigkeit, den Arm wieder bis zur Schulterhöhe heben zu können, ein Stück Selbstständigkeit zurück. Genau dies ist das Hauptziel der Operation: dem Patienten zu ermöglichen, Alltagsaktivitäten schmerzfrei und komfortabel auszuführen.
Wichtig für die Zufriedenheit ist jedoch eine realistische Erwartungshaltung. Die Reverse-Schulterarthroplastik ermöglicht zwar beeindruckende Verbesserungen, macht die Schulter aber nicht wieder zu einem „fabrikneuen“ Gelenk. Es handelt sich um eine funktionelle Wiederherstellungsoperation. Es ist daher wichtig zu verstehen, dass gewisse dauerhafte Einschränkungen bestehen bleiben. Besonders zu beachten sind:
- Lebenslange Vermeidung des Hebens von Lasten über 10–15 Kilogramm mit der operierten Seite
- Verzicht auf schwere, stoßartige Tätigkeiten wie Holzhacken oder schwere Gartenarbeit
- Kompetitive Überkopfsportarten wie Tennis oder Volleyball sind in der Regel nicht möglich
- Die Innenrotation (Arm hinter den Rücken führen) bleibt meist die am stärksten eingeschränkte Bewegung
- Vermeiden, sich mit dem operierten Arm aus dem Stuhl oder vom Sofa hochzudrücken
Auch Patienten mit einer Vorgeschichte fehlgeschlagener Schulteroperationen (z. B. erfolglose Rotatorenmanschettenrekonstruktionen) erzielen im Allgemeinen sehr gute Ergebnisse. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass die Resultate in solchen Revisionsfällen zwar etwas niedriger sein können als bei Erstoperationen, dieser Unterschied aber für die meisten Patienten kaum spürbar ist. Mit anderen Worten: Auch nach früheren Misserfolgen kann die Reverse-Schulterarthroplastik das Leben nachhaltig positiv verändern.
Welche Risiken bestehen bei der Reverse-Schulterarthroplastik?
Wie jeder operative Eingriff birgt auch die Reverse-Schulterarthroplastik bestimmte Risiken. Es handelt sich um eine technisch anspruchsvolle Operation, und die Komplikationsrate liegt etwas höher als bei Standard-Schulterprothesen. Mit einem erfahrenen Operateur und sorgfältiger Patientenauswahl können diese Risiken jedoch minimiert werden. Das Bewusstsein für mögliche Komplikationen hilft Patienten, den Prozess besser zu verstehen. Zu den potenziellen Risiken gehören:
- Prothesenluxation (Instabilität): Eine der häufigsten Frühkomplikationen, meist bei bestimmten kombinierten Armstellungen (nach hinten, zur Seite und nach innen).
- Infektion: Die gefürchtetste Komplikation aller Endoprothesen. An der Schulter kann sie durch ein langsam wachsendes Bakterium (Cutibacterium acnes), das häufig auf der Haut vorkommt, schleichend verlaufen.
- Scapular Notching: Knochenerosion an der Skapulakante durch Prothesenkontakt. Moderne Prothesendesigns haben dieses Risiko deutlich reduziert.
- Prothesenlockerung: Im Verlauf mehrerer Jahre kann die Prothese auch ohne Infektion ihre Verankerung im Knochen verlieren. Dies ist die häufigste späte Versagensursache.
- Stressfrakturen der Schulterknochen: Besonders am Akromion, bedingt durch die erhöhte Spannung im Deltamuskel.
- Intraoperative Frakturen: Können bei stark osteoporotischem Knochen während der Knochenpräparation oder beim Einbringen der Prothese auftreten.
- Nervenverletzungen: Risiko einer vorübergehenden oder selten dauerhaften Schädigung der in der Nähe verlaufenden Nerven.
- Thrombosebildung (tiefe Venenthrombose): Wie bei allen größeren Operationen besteht das Risiko von Blutgerinnseln in den Beinen oder in der Lunge.
Auch wenn diese Liste zunächst einschüchternd wirken mag, ist es wichtig zu betonen, dass die meisten dieser Komplikationen selten sind. Ihr Operateur wird Ihre individuellen Risikofaktoren (Alter, Knochenqualität, Begleiterkrankungen usw.) beurteilen und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen treffen. So kann etwa bei erhöhtem Luxationsrisiko die Weichteilbalance anders eingestellt oder bei erhöhtem Infektionsrisiko ein angepasstes Antibiotikaregime gewählt werden. Der gesamte Prozess ist Teamarbeit – und Sie selbst sind ein wichtiger Teil dieses Teams.
Wie verlaufen Rehabilitation und Physiotherapie nach Reverse-Schulterarthroplastik?
Der Erfolg der Reverse-Schulterarthroplastik endet nicht an der Tür des Operationssaals – er beginnt dort. Die postoperative Rehabilitation und Physiotherapie sind mindestens ebenso wichtig wie der Eingriff selbst und unterscheiden sich deutlich von der Reha nach einer anatomischen Schulterprothese. Das Grundprinzip lautet hier: „Nicht überstürzen“ und „schützen“. Ziel ist es, der Prothese und dem nun hauptverantwortlichen Deltamuskel ausreichend Zeit zu geben, sich an die neue Mechanik anzupassen. Der Prozess wird in Phasen eingeteilt, wobei sich der Fortschritt nicht nur an der Zeit, sondern auch am Erreichen bestimmter Zwischenziele orientiert.
- Phase 1: Maximale Schutzphase (erste 6 Wochen)
In dieser Phase steht der Schutz der heilenden Gewebe und der neuen Prothese absolut im Vordergrund.
Ihr Arm wird in einer speziellen Schlinge mit Kissenstütze gelagert.
Die Schlinge muss – abgesehen von Hygiene und den vom Therapeuten gezeigten Übungen – rund um die Uhr, auch nachts, getragen werden.
Aktive Schulterbewegungen aus eigener Muskelkraft sind in dieser Phase strikt untersagt.
Erlaubt sind lediglich sanfte „passive“ Bewegungen, die mit Hilfe des anderen Arms oder durch den Physiotherapeuten durchgeführt werden.
Bewegungen von Ellenbogen, Handgelenk und Fingern werden ausdrücklich empfohlen, um die Durchblutung zu fördern und Steifigkeit zu vermeiden.
- Phase 2: Übergang zur aktiven Bewegung (ca. 6–12 Wochen)
In dieser Phase werden die Schultermuskeln schrittweise wieder aktiviert.
Sie dürfen die Schlinge tagsüber nach und nach ablegen.
Es beginnen aktiv-assistive Übungen, bei denen der operierte Arm beispielsweise mit einem Stock oder mit Unterstützung der Gegenseite bewegt wird.
Leichte isometrische Übungen können begonnen werden, um einem Muskelabbau vorzubeugen.
Das Heben von Gegenständen, die schwerer sind als eine Tasse Kaffee, ist weiterhin nicht erlaubt.
- Phase 3: Kräftigung (ab etwa 12 Wochen)
In dieser Phase kehrt das Vertrauen in die Schulter zurück und die funktionelle Wiederherstellung schreitet deutlich voran.
Ab ungefähr der 12. Woche werden voll aktive, unbeaufsichtigte Armbewegungen durchgeführt.
Es werden Kräftigungsübungen begonnen, zunächst mit sehr kleinen Gewichten (0,5–1 kg), die schrittweise gesteigert werden.
Der Fokus liegt nun weniger auf der nicht mehr funktionsfähigen Rotatorenmanschette, sondern auf dem Deltamuskel und den stabilisierenden Schulterblattmuskeln.
Während des gesamten Verlaufs müssen bestimmte lebenslange Regeln beachtet werden: Kombinierte Bewegungen nach hinten, zur Seite und nach innen sowie das Hochdrücken des Körpers mit dem operierten Arm sollten vermieden werden, um die Prothesenhaltbarkeit zu verlängern und Luxationen vorzubeugen. Geduld, Disziplin und eine enge Zusammenarbeit mit dem Physiotherapeuten sind der Schlüssel zum Erfolg.
Wie sieht die Zukunft der Reverse-Schulterarthroplastik aus?
In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben sich die Implantatdesigns der Reverse-Schulterarthroplastik erheblich weiterentwickelt. Der zukünftige Schwerpunkt liegt jedoch nicht nur darauf, „bessere“ Prothesen zu bauen, sondern diese mit maximaler Präzision an die individuelle Anatomie jedes Patienten anzupassen. Zu den spannendsten Entwicklungen in der OP-Planung und -Technologie gehören:
- 3D-Operationsplanung: Anstelle reiner Standardröntgenbilder werden aus CT-Daten dreidimensionale virtuelle Modelle erstellt. So kann die Knochenanatomie und -achse präzise analysiert, die Implantatgröße getestet und die Schraubenplatzierung bereits vor der Operation geplant werden.
- Patientenspezifische Operationsschablonen (PSI): Mithilfe des 3D-Drucks werden individuelle Bohr- und Schnittschablonen hergestellt, die exakt zur Anatomie des Patienten passen und die Instrumentenführung gemäß der Planung ermöglichen.
- Robotikassistierte Systeme: Aus der Hüft- und Knieendoprothetik bekannte Assistenzsysteme halten Einzug in die Schulterchirurgie. Der Roboter operiert nicht selbstständig, sondern unterstützt den Operateur, indem er Instrumente entsprechend der präoperativen 3D-Planung führt.
- Augmented-Reality-Brillen: Der Chirurg kann den 3D-Operationsplan in Echtzeit über die tatsächliche Anatomie des Patienten projizieren und so bei kritischen Schritten wie der Implantatpositionierung noch präziser arbeiten.
- KI-gestützte Ergebnisprognose: Mit großen Datenmengen trainierte Algorithmen können für jeden einzelnen Patienten – unter Berücksichtigung von Alter, Knochenqualität und Aktivitätsniveau – die zu erwartende Beweglichkeit und Schmerzreduktion vorhersagen und so die Entscheidungsfindung und Beratung verbessern.
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